Gold am Scheideweg: World Gold Council sieht Digitalisierung als Schlüssel zur nächstenÄra

Gold: großer Markt, hohe Liquidität – aber strukturelle Fragen bleiben
Gold zählt zu den größten und liquidesten Anlageklassen der Welt. Der World Gold Council beziffert die physischen Bestände von Investoren und Zentralbanken auf rund 5,1 Billionen US-Dollar. Die durchschnittlichen täglichen Handelsvolumina erreichten im ersten Halbjahr einen Rekordwert von etwa 329 Milliarden US-Dollar – Größenordnungen, die mit zehnjährigen US-Staatsanleihen vergleichbar sind und die Umsätze vieler Aktienmärkte übertreffen. Historisch betrachtet legte derGoldpreisin US-Dollarüber die vergangenen 50 Jahre im jährlichen Durchschnitt um rund 8 % zu.
In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit hat Gold seine Rolle als„Sicherer Hafen“ unterstrichen: Nahezu die Hälfte der befragten Finanzberater bewertet die Diversifikationswirkung des Edelmetalls als Stärke. Auch auf Ebene der Währungsreserven gewinnt Gold an Gewicht. So überholte das Edelmetall im Juni laut Europäischer Zentralbank den Euro als zweitgrößten globalen Reservewert hinter dem US-Dollar. Über den Kapitalmarkt hinaus ist Gold zudem ein industrieller Rohstoff – etwa für Medizintechnik, Elektronik oder Raumfahrt – und gilt wegen hoher Wiederverwertungsquoten als eines der zirkulärsten Vermögensgüter.
Herausforderungen für Gold: Regulierung, Verwahrung und fehlender laufender Ertrag
Trotz seiner Größe steht die Goldindustrie vor strukturellen Herausforderungen. In vielen Jurisdiktionen wird Gold weder als High-Quality Liquid Asset (HQLA) noch als Finanzinstrument eingestuft. Das führt dazu, dass Gold vielfach außerhalb etablierter Finanzmarkt-Regularien läuft und institutionelle Prozesse – von Bilanzierung bis Risikomanagement – erschwert sein können. Hinzu kommt die praktische Seite der physischen Verwahrung: Barren und Münzen existieren in unterschiedlichen Größen und Feingehalten, was die Standardisierung und die Abwicklung über Grenzen hinweg komplizierter macht als bei rein digitalen Wertpapieren.
Ein weiterer Punkt ist der fehlende Cashflow. Anders als Anleihen (Coupons) oder Immobilien (Mieten) generiert Gold keine regelmäßigen Erträge. Laut Befragungen sehen 54 % der Finanzberater hierin eine Hürde für die Allokation – insbesondere in Umfeldern, in denen Zinsen Alternativen attraktiver erscheinen lassen. Auch innerhalb der Branche wird betont, dass eine bloße Digitalisierung bestehender Abläufe nicht ausreicht. Simone Ferriani, Professor an der Bayes Business School, verweist darauf, dass erst ein erweitertes Innovationsverständnis die tatsächliche Öffnung neuer Anwendungsfälle für Gold ermöglichen dürfte.
Digitalisierung von Gold: Von der Tresor-Transaktion bis zur Tokenisierung
Der WGC skizziert, wie Digitalisierung die traditionellen Stärken von Gold – Werterhalt, Krisenabsicherung, globale Handelbarkeit – in moderne Marktinfrastrukturen überführen könnte. Denkbar sind Ökosysteme, in denen Anleger Gold direkt „aus dem Tresor“ kaufen, es unmittelbar als Sicherheit hinterlegen oder über atomareSettlement-Mechanismen in Echtzeit übertragen. Ebenso könnten standardisierte „Location Swaps“ physisches Gold effizient zwischen Lagerstätten verschieben und mit anderen digitalen Vermögenswerten interoperabel machen.
Parallel dazu sieht der Bericht Potenzial, Gold als digitales Asset neu zu denken: Tokenisierte Ansprüche auf klar definierte, prüfbare Bestände, eingebettet in Regelwerke für Eigentum und Settlement, könnten Fungibilität und Marktzugang erhöhen – für institutionelle Adressen ebenso wie für Privatanleger. Voraussetzung ist jedoch die Etablierung gemeinsamer, global akzeptierter Technologie-Protokolle sowie tragfähiger gesetzlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen für Besitz, Übertragung und Abwicklung von Gold in physischer und digitaler Form.
Industrieperspektive: Kreislauffähigkeit und neue Anwendungsfälle
Aus Sicht der Industrie bleibt die Kreislauffähigkeit von Gold ein starkes Argument. „Nahezu jede jemals geförderte Unze Gold ist weiterhin im Umlauf“, so wird Wheaton-Precious-Metals-CEO Randy Smallwood zitiert – ein Hinweis auf die außergewöhnlich hohe Recyclingquote des Edelmetalls. Die Digitalisierung könnte diesen „Bestandsvorteil“ mit moderner Marktinfrastruktur verbinden: transparente Herkunftsnachweise (z. B. über Blockchain-basierte Track-&-Trace-Lösungen), automatisierte Compliance-Prüfungen und standardisierte Produktdefinitionen (Feinheit, Lagerort, Audit-Frequenz) würden Handel und Besicherung vereinfachen.
Für das weitere Vorgehen sieht der World Gold Council die Branche in der Pflicht, gemeinsam die Grundlagen zu legen – von interoperablen Datenstandards bis zu rechtssicheren Eigentumsnachweisen. Erst auf dieser Basis ließen sich die skizzierten Anwendungsfälle skalieren und Gold als modernes, hochliquides digitales Asset im Finanzmarkt verankern. Die Leitidee des Berichts: Digitalisierung soll nicht nur bestehende Prozesse digital abbilden, sondern neuen Nutzen stiften – für Zentralbanken, institutionelle Investoren und den Retail-Markt gleichermaßen.
Fazit: Gold bleibt als Edelmetall und Anlageklasse global verankert, steht aber vor einer Phase der Neuordnung. Der World Gold Council beschreibt, wie Digitalisierung Vertrauen, Transparenz und Handelbarkeit erhöhen könnte – vorausgesetzt, Technologie-Standards und Regulierung ziehen mit. Damit rückt Gold als physisches und digitales Asset zugleich in den Fokus, mit potenziellen Auswirkungen auf Liquidität, Marktteilnahme und die Rolle des Edelmetalls in künftigen Finanzarchitekturen.
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