Digital Product Passport: Der Countdown zur EU-Vorgabe läuft

Zugleich zeigt sich: Der Stand der Vorbereitungen ist schwach– vor allem in Industriezweigen mit komplexen Materialströmen und hohen Compliance-Anforderungen. Dies verdeutlicht die aktuelle Studie „Industriebarometer 2025“ von Forterro: Lediglich 42 % der befragten Unternehmen wissen, was der DPP umfasst, und 49 % geben an, die Anforderungenzu kennen und zu verstehen. Nur rund die Hälfte fühlt sich vorbereitet, während 25 % zugeben, nicht zu wissen, ob sie überhaupt bereit sind. Angesichts der näher rückenden Fristen ist diese Unsicherheit besorgniserregend.
Was ist der Digital Product Passport?
Der DPP ist eine strukturierte Sammlung produktbezogener Daten mit vordefiniertem Umfang und vereinbarten Dateneigentums- und Zugriffsrechten, die durch eine eindeutige Kennungübermittelt werden. Er bündelt zentrale Produktinformationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Herkunft und Materialien über Wartung bis hin zu Wiederverwendung und Recycling. Damit schafft er regulatorische Transparenz, ermöglicht eine durchgängige Rückverfolgbarkeit und unterstützt EU-weit den Übergang zu zirkulären Geschäftsmodellen. Unabhängig von ihrer Position in der Lieferkette müssen Unternehmen die Vorgaben einhalten, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und nachhaltige Wertschöpfung zu ermöglichen.
Hürden im industriellen Mittelstand
Die Umsetzung des DPP ist besonders für den Mittelstand herausfordernd. Die größten Hindernisse sind laut Forterro-Studie fehlende Compliance-Ressourcen (42 %), komplexe Anforderungen (42 %) und mangelnde Orientierungshilfen (37 %). Hinzu kommt, dass sich diese technisch anspruchsvolle Verordnung weiterhin in der Entwicklung befindet – was für viele Unternehmen die zentrale Frage offenlässt, wann konkret zu handeln ist. Für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet die Umsetzung eine erhebliche organisatorische und finanzielle Belastung: Im Durchschnitt wird mit Investitionen zwischen 21.500 € und 42.999 € gerechnet.
„Eine wachsende Zahl von Vorschriften wird sich auf den DPP stützen, um produktbezogene Informationen digital verfügbar zu machen. Für Unternehmen ist es wichtig, eine transparente Datenstruktur zu schaffen. Das bildet die Grundlage für eine Vielzahl von Umwelt-, Compliance- und Handelsvorschriften und somit auch für den DPP. Insgesamt überwiegen die Vorteile den erforderlichen Aufwand“, sagt Claudia Schmidhäuser, Senior Principal Product Management bei Forterro.
Schritte zur DPP-Vorbereitung
Damit wächst der Druck auf Industrieunternehmen, sich frühzeitig mit der Umsetzung zu befassen, eine Infrastruktur aufzubauen und Datenstrukturen zu vereinheitlichen. Um ihre Transparenz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, sollten Unternehmen zeitnah Maßnahmen ergreifen, um vorbereitet zu sein:
Bestandsaufnahme der Daten zur Sicherstellung einer stabilen Datenbasis
– Überprüfung, ob Stamm- und Produktdaten vollständig und aktuell sind
Interoperabilität im Unternehmen herstellen
– Sichtung aller eingesetzten Systeme, Schnittstellen und Datenformate
– Identifikation von Redundanzen und inkonsistenten Datenflüssen
Integration von Compliance- und Nachhaltigkeitsanforderungen in bestehende ERP- und PLM-Systeme
Einführung interoperabler Datenformate und standardisierter Reporting-Prozesse
Compliance als Wettbewerbsvorteil verstehen
Der zunehmende Regulierungsdruck erstreckt sich inzwischen auf nahezu alle Bereiche industrieller Wertschöpfung – von Datenschutz und Umweltberichterstattung bis hin zu erweiterten Herstellerpflichten. Gleichzeitig wächst das Verständnis dafür, dass konsequente Compliance mehr ist als nur administrativer Aufwand: 51 % der Unternehmen sehen darin einen klaren Wettbewerbsvorteil und investieren gezielt in Technologien, die eine transparente und effiziente Erfüllung regulatorischer Anforderungen ermöglichen. Ebenso viele geben an, dass Compliance ihre operativen und technologischen Kaufentscheidungen maßgeblich beeinflusst.
Auch der DPP ist weit mehr als ein reines Regulierungsinstrument. Er gilt als Schlüssel zu datengetriebener Nachhaltigkeit und damit zu einer zukunftssicheren Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie.
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