Die Chance Israels / Raimund Neußzur Lage zwei Jahre nach dem Hamas-Massaker

Es wäre gut, wenn die Weltöffentlichkeit wenigstens einmal im Jahr, wenigstens am 7. Oktober, klar auf diesen Zusammenhang von Ursache und Wirkung blicken würde. Er habe die Israelis\“jetzt genau da, wo wir sie haben wollen\“, soll Hamas-Drahtzieher Jihia Sinwar ein paar Monate vor seinem Tod gesagt haben. Er und seine Komplizen wussten, welch massive Reaktion ihre Taten auslösen würden. Stellten die Morde doch das oberste Staatsziel Israels in Frage: den Schutz jüdischen Lebens. 78 Jahre nach Hitler waren Juden wieder Massenmördern ausgeliefert.
Sinwar triumphierte, denn als seine Aussage im Sommer 2024 publik wurde,überlagerte die Debatte über die israelische Reaktion bereits die Erinnerung an den 7. Oktober. Den vorläufigen Gipfel erreichte diese Entwicklung jüngst mit einem UN-Bericht, der Israel einen Genozid unterstellte. Hätte Israels Armee so etwas im Sinn, dann müsste sie nicht unter hohen eigenen Verlusten Razzien in verminten Häusern unternehmen, sondern könnte Bombenteppiche legen. Mit diesem Hinweis ist weder die Kritik an der unzureichenden Versorgung der Menschen im besetzten Gebiet erledigt noch die Frage, ob die Zahl ziviler Opfer in einem vertretbaren Verhältniszu den erreichbaren Zielen steht. Die Zweifel daran wachsen.
Denn die Hamas wird sich militärisch nicht vernichten lassen. Trotz rückläufiger Umfragewerte genießt sie unter Palästinensern mehr Vertrauen als jede andere Gruppe. Sie hat große Teile der Gaza-Bevölkerung von sich abhängig gemacht. Zu den Ursachen dafür, dass es so kommen konnte, zählt die Politikdes israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der den Aufstieg der Hamas und ihre Finanzierung aus dem Ausland duldete, um die legitime Palästinenserführung unter Mahmud Abbas zu schwächen. Man kann nur hoffen, dass die Gesellschaft Israels im Fall einer Waffenruhe die Chancenutzt, diesen Teil der Vorgeschichte des 7. Oktober aufzuarbeiten.
Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
Telefon: 0221/1632-555
print@kr-redaktion.de
Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell
Categories: Allgemein
No Responses Yet
You must be logged in to post a comment.