Tech&Tacheles: Warum der Mensch im Banking unverzichtbar bleibt / Jetzt neue Folge hören

Künstliche Intelligenz (KI) hält zunehmend Einzug in zentrale Prozesse von Banken und Finanzinstituten in Deutschland. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen, während internationale Wettbewerber mit deutlich weniger Vorgaben agieren. In der aktuellen Podcastfolge von Tech&Tacheles sprechen Dominik Heyer und René Zeitlberger Klartext über die Spannungsfelder zwischen Regulierung, technologischer Innovation und Resilienz.
\“Regulierung sollte Innovation ermöglichen, nicht ausbremsen\“, sagt Dominik Heyer.\“Europa leidet sicher nicht unter zu wenig Regulierung. Im internationalen Vergleich geraten wir dadurch zunehmend unter Druck.\“Gerade im Wettbewerb mit den USA und asiatischen Märkten könne ein zu enges regulatorisches Korsett die Entwicklung und Skalierung von KI behindern.
René Zeitlberger teilt diese Einschätzung:\“Das heutige regulatorische Umfeld wird für Europa zunehmend zum Wettbewerbsnachteil. In einem globalen Wettlauf um KI-Innovationen können wir uns zusätzliche Hürden kaum leisten.\“
KI entscheidet, aber nicht allein
Ein zentrales Thema der Folge ist die Rolle von KI bei Finanzentscheidungen. Beide Diskutanten sind sich einig: Algorithmen werden künftig einen großen Teil der Entscheidungsfindung vorbereiten. Die Verantwortung bleibt jedoch beim Menschen. Dominik Heyer differenziert dabei klar nach Tragweite und Komplexität:\“Je größer und folgenreicher eine Finanzentscheidung ist, desto wichtiger bleibt der Mensch.\“KI könne dabei helfen, Daten strukturiert aufzubereiten und Risiken besser zu bewerten. Sie ersetze jedoch nicht Erfahrung und Verantwortung.\“Gerade bei großen Finanzierungen wird am Ende immer ein Mensch entscheiden.\“
Automatisierung: Großes Potenzial, hoher Aufwand
Beim Thema Automatisierung räumen beide Gäste mit verbreiteten Annahmen auf. Dominik Heyer betont, dass Finanzabteilungen die Herausforderungen durchaus realistisch einschätzen:\“In den Organisationen ist längst angekommen, dass IT- und KI-Projekte aufwendig sind.\“Gleichzeitig sei das Bewusstsein für die Chancen moderner Technologien hoch.
René Zeitlberger sieht eine kritische Lücke:\“Viele Unternehmen unterschätzen nach wie vor den tatsächlichen Aufwand.\“Gerade im Umgang mit sensiblen Finanzdaten zeigten sich häufig technische, organisatorische und regulatorische Hürden, die erst im Projektverlauf sichtbar würden.
Digitale Resilienz als Voraussetzung für KI im Banking
Im zweiten Interview der Folge erweitert Christine Garburg, Vertreterin der Europäischen Investitionsbank in Deutschland, die Diskussion um eine europäische und institutionelle Perspektive. Ausgangspunkt ist die These, dass digitale Resilienz zur wichtigsten Fähigkeit von Finanzinstituten wird. Garburg stimmt der Bedeutung zu, ordnet sie jedoch bewusst ein: Resilienz entstehe nicht allein durch Technologie. Banken blieben auch im digitalen Zeitalter ein Geschäft mit Menschen. Neben stabilen IT-Systemen und Cybersecurity spielten Organisation, Erfahrung und Urteilsvermögen eine zentrale Rolle.
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs ist die Datenfrage. Für Garburg ist Datenqualität der entscheidende Engpass für Künstliche Intelligenz und intelligente Automatisierung. Europa verfüge über hochwertige, teils einzigartige Datenbestände, die bislang jedoch nicht konsequent genutzt würden. Gerade darinliege ein strategisches Potenzial für den Finanzsektor. Voraussetzung sei, Daten systematisch zu erfassen, qualitativ abzusichern und für weiterführende Analysen nutzbar zu machen.
\“Digitale Resilienz ist für Finanzinstitute unverzichtbar, aber sie entsteht nicht allein durch Technologie. Banken bleiben ein Geschäft mit Menschen. Entscheidend ist, dass wir Datenqualität, Sicherheit und menschliches Urteilsvermögen zusammen denken\“, sagt Christine Garburg.
Auch René Zeitlberger unterstreicht die zentrale Rolle von Daten, relativiert jedoch eine einseitige Fokussierung. Datenqualität sei der notwendige erste Schritt, aber nicht der einzige Erfolgsfaktor. Ebenso entscheidend seien die eingesetzten Technologien, klare Nutzungskonzepte und Sicherheitsmechanismen. Ohne dieses Zusammenspiel könne KI ihr Potenzial nicht entfalten.
Kontrovers diskutiert wird die These, dass KI-Agenten die nächste Finanzkrise auslösen könnten, wenn ihre Entscheidungen nicht hinterfragt werden. Garburg warnt vor Gewöhnungseffekten: Wer sich zu stark auf automatisierte Systeme verlasse, laufe Gefahr, Sensibilität und Urteilskraft zu verlieren. Herdendenken sei kein neues Phänomen. KI könne bestehende Muster jedoch verstärken, wenn menschliche Kontrolle fehle.
Zeitlberger teilt diese Einschätzung und verweist auf das Prinzip\“Human in the Loop\“. KI müsse als Werkzeug verstanden werden, das Menschen unterstützt, nicht ersetzt. Organisationen stünden hier noch am Anfang eines Lernprozesses. Entscheidend sei, dass Mitarbeitende in der Lage bleiben, Ergebnisse fachlich zu bewerten, auch wenn sie nicht jeden technischen Schritt im Detail nachvollziehen.\“Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, aber nur dann ein Gewinn, wenn Menschen lernen, es richtig einzusetzen und zu kontrollieren. Ohne saubere Daten, klare Prozesse und Human-in-the-Loop wird KI schnell zum Risiko\“, sagt René Zeitlberger.
Zum Abschluss wird deutlich: Die eigentliche Herausforderung liegt weniger in der Technologie als im Umgang mit ihr. KI kann Entscheidungsgrundlagen erheblich verbessern, etwa durch die Auswertung zusätzlicher Markt- und Unternehmensinformationen. Die Verantwortung für Bewertung, Einordnung und Entscheidung bleibt jedoch beim Menschen.
Ein Format mit Haltung
\“Tech&Tacheles\“richtet sich an Entscheiderinnen und Entscheider von Finanzdienstleistern. In jeder Folge ziehen die Gäste Karten mit provokanten Thesen aus einer\“Blackbox\“, beziehen Position und diskutieren offen und fachlich fundiert. Moderiert wird der Podcast von Birgit Hass (https://www.linkedin.com/in/birgit-hass/), Senior Marketing Managerin bei Sopra Financial Technology.
Jetzt reinhören
Die neue Folge von Tech&Tacheles\“Regulierung&Resilienz\“ist ab sofort online. Jetzt reinhören – auf Spotify, Apple Podcasts oder unter: www.sopra-financial-technology.com/podcast
Über den Podcast
\“Tech&Tacheles\“ist der Podcast von Sopra Financial Technology für die Finanzbranche. Externe und interne Expertinnen und Experten sprechen über IT, Technologie und Banking – klar, meinungsstark und fundiert. Ohne Buzzwords, mit Haltung. Mehr Infos zu Tech&Tacheles finden Interessierte hier: https://www.sopra-financial-technology.com/de-de/insights/podcast
Über Sopra Financial Technology:
Sopra Financial Technology GmbH bietet einen regulatorisch konformen Betrieb von modularen, skalierbaren und anpassbaren Applikationen in der Finanzdienstleistungsbranche. Das Unternehmen verbindet traditionelle Legacy-Systeme mit innovativen Produkten und Services unter Einbeziehung moderner Cloud-Lösungen in einem hochperformanten Betrieb und in sicherer Umgebung. Mit etwa 300 Mitarbeitenden und Hauptsitz in Nürnberg zeichnet sich das Unternehmen durch Expertise in Bankwesen, Regulatorik, Lösungsorientierung und Projektmanagement aus. 1983 als Sparda-Datenverarbeitung eG gegründet, ist die Sopra Financial Technology GmbH seit 2019 Teil der Sopra Steria Group mit mehr als 50.000 Mitarbeitenden in rund 30 Ländern.
Pressekontakt:
Sopra Financial Technology GmbH
Birgit Hass
Frankenstraße 146, 90461 Nürnberg
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Categories: Allgemein
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