Schuld, Depression, Wünsche und zwei Frauen

Mehr sei an dieser Stelleüber den Inhalt des Buches beziehungsweise den Ablauf der Therapie nicht verraten. Ohnehin kann es kein Geheimnis oder eine größere Überraschung sein, dass erstens eine Psychotherapie, in der es der Patientin gelingt, die Therapeutin persönlich und obendrein auch emotional zu involvieren, nicht so ganz in die gewünschte Richtung laufen kann und somit ungewollte Überraschungen birgt, und zweitens eben ein solcher Bericht über eine Therapie mehr über die Protagonistinnen verrät, als eine gewöhnliche belletristische Erzählung oder auch ein Roman es im Normalfall vermögen. Denn die Arbeit einer Therapie ist ja ein ständiges, reales und immer tieferes Graben in der Seele der oder des Patienten, bis letztlich kein Geheimnis mehr unentdeckt bleibt. Vorausgesetzt natürlich, dass der Patient oder die Patientin so sehr an einer Heilung interessiert ist,und sich sicher genug fühlt, dass alles natürliche Sich-Wehren eingestellt wird, zumindest temporär. Und das ist es, was dieses Buch unter anderem zunächst einmal thematisch interessant und spannend macht. Diese Ungewissheit, wie weit die Patientin sich zu öffnen bereit ist, was sievon ihrem Leben und Leiden erzählt, wie sie diese Geschehnisse gewichtet und natürlich immer wieder auf sich selbst reagiert, was davon wiederum wahrhaftig ist oder einzig dem Zweck dient, die eigene Therapeutin auf eine falsche Fährte zu führen, oder gar sich selbst. Was nicht ungewöhnlich ist, gehen doch selbst die meisten Menschen, die sich für völlig normal halten, ohne Probleme die weitesten und schwersten Wege, um sich nur nicht selbst oder gar ihre Nächsten sehen oder erkennen zu müssen, um Wahrheiten möglichst weit und lange fern von sich zu halten. Und sie wissen es meist noch nicht einmal. Dass die Therapeutin, in diesem Fall, ihrer Patientin und der Ursache ihres Leidens, einer schweren Depression und tiefer Schuldgefühle, Stück für Stück näher kommt, liegt, neben dem Einfühlungsvermögen und dem Können in erster Linie am erprobten Rüstzeug einer Psychotherapie, welches furchtbar nüchtern und ordentlich gegliedert ist (Diagnose/Differenzialdiagnose) und sich parallel mit der vergleichbar chaotischen Seele in diesem Text enthüllt.
Das für sich genommen, ist schon sehr interessant zu sehen und zu lesen. So im Großen und Ganzen. Doch geht es hier um eine ganz individuelle Therapie mit zwei ganz individuellen Frauen, plus der mehr oder weniger imaginären Niki de Saint Phalle, die sich miteinander entwickeln und darüber, wie schon erwähnt, in eine eigentlich so nicht vorgesehene Beziehung geraten. Denn das Leben ist nicht der Plan, der am Anfang steht, sondern es ist tatsächlich geheimnisvoll.
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Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
657 Wörter; 4421 Zeichen
Categories: Allgemein
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