Nexperia-Krise zeigt: Servicebasierte Logistik als Antwort auf fragile Lieferketten

Die Automobilindustrie trifft die Krise medienwirksam, doch betroffen sind alle Branchen: Maschinenbau, Medizintechnik, Industrieautomation und Unterhaltungselektronik benötigen dieselben Standardchips. Während Politik und Medien vor allem Hochleistungschips für KI und 5G im Blick haben, fehlen die unscheinbaren Arbeitstiere der Industrie – Dioden, Transistoren, Spannungsregler. Ohne diese Standardbauteile funktionieren auch keine KI-Systeme. Der European Chips Act fördert primär Spitzentechnologie, doch die Produktion von Standardbauteilen braucht ebenso Unterstützung und strategische Absicherung.
Die Krise hat einen geopolitischen Hintergrund: Ende September entzog die niederländische Regierung dem chinesischen Eigentümer Wingtech nach US-Druck die Kontrolle über Nexperia. Peking reagierte mit einem Exportverbot für den chinesischen Teil des Unternehmens. Anfang November deutete China Lockerungen an, doch welche Bauteile betroffen sind und wie lange Genehmigungen dauern, bleibt unklar.
Fünf strukturelle Schwachstellen
Was auf den ersten Blick wie ein isolierter Lieferantenausfall aussieht, offenbart strukturelle Schwachstellen moderner Lieferketten:
Geopolitische Verwundbarkeit:Die Globalisierung hat Lieferkettenüber mehrere Kontinente verteilt – und damit anfällig für Handelskriege und politische Konflikte gemacht. Rund 75 Prozent der weltweiten Halbleiter-Fertigungskapazitäten befinden sich in Asien, vor allem in Taiwan, China und Südkorea. Während die Krise 2021 durch einen Covid-19-bedingten Nachfrageschock ausgelöst wurde, ist die aktuelle Nexperia-Krise rein geopolitisch: ein Machtkampf zwischen den Niederlanden, den USA und China. Der European Chips Act und neue Fabs in Dresden, Magdeburg und Reutlingen sollen Abhängigkeiten reduzieren – doch der Aufbau dauertfünf bis sieben Jahre. Bis dahin brauchen Unternehmen operative Alternativen: transparente Lieferketten, dynamische Sicherheitsbestände und servicebasierte Logistikmodelle. Die Folgen fehlender Strategien zeigen sich heute: stillstehende Produktion und Kurzarbeit.
Allokation:Bei knappen Bauteilen priorisieren Zulieferer große Abnehmer – kleinere Serien geraten ins Hintertreffen. Die Just-in-Time-Belieferung wird zur Sollbruchstelle.
Preisexplosion: In klassischen Handelsketten erhöhen Zwischenhandel und Margen die Bauteilpreise unkontrolliert. In der aktuellen Krise verkaufen Broker Bauteile zum 100-Fachen des Normalpreises.
Fälschungsrisiken:Zersplitterte Lieferketten erhöhen die Gefahr fehlerhafter oder gefälschter Komponenten – besonders bei Preisexplosionen.
Compliance-Druck:Mit EU-Vorgaben wie NIS2, dem Cyber Resilience Act und der EU-Lieferkettenrichtlinie CSDDD steigen die Anforderungen an Dokumentation dramatisch. Hinzu kommen Rohstoffexportkontrollen: China kontrolliert 90 Prozent der Gallium-Produktion und 80 Prozent des Germaniums– beides unverzichtbar für Halbleiter.
Die nächste Krise kommt 2026
Die letzte Halbleiterkrise (2021–2023) kostete die deutsche Automobilindustrie über 100 Milliarden Euro – das entspricht 2,4 Prozent des deutschen BIP in diesem Zeitraum. Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC, prognostiziert für 2026 bereits die nächste Chipkrise: Der Bedarf an Automotive-Halbleitern wächst bis 2030 um mehr als 10 Prozent pro Jahr – fast doppelt so schnell wie Fahrzeugverkäufe, die nur um 5,6 Prozent steigen. Der Grund: Moderne Premiumfahrzeuge enthalten bereits heute über 18.000 elektronische Bauteile, darunter mehrere tausend Halbleiter – Tendenz steigend. Die Produktionskapazitäten können mit diesem Wachstum nicht Schritt halten.
Perspektivwechsel: Von Optimierung zu Resilienz
Die Industrie ist aus den 1990er-Jahren auf Optimierung und Kostenersparnis getrimmt. Doch was damals als effizient galt– Just-in-Time, globale Beschaffung, schlanke Lager – wird heute zur Sollbruchstelle. Ein System, das bereits 2021 versagte und jetzt erneut kollabiert, benötigt keinen weiteren Feinschliff, sondern einen fundamentalen Perspektivwechsel.
Moderne Komponentenlogistik as a Service– auch Supply Chain as a Service genannt – trennt Produkt- und Servicepreis: Der Kunde zahlt seinen ursprünglich verhandelten Einkaufspreis für die Bauteile, plus eine transparente Servicegebühr für Lagerung, Logistik und Verwaltung – ohne versteckte Margen. Jedes Unternehmen erhält ein eigenes Lager mit dedizierten Sicherheitsbeständen, alle Logistikdaten sind in Echtzeit abrufbar, und zentralisierte Lagerführung garantiert 100 Prozent Rückverfolgbarkeit.
TAK-Modell: Bewährt seit 2021
btv technologies hat mit dem TAK-Modell (Transparenz, Agilität, Kosteneffizienz) einen Ansatz entwickelt, der alle fünf Bedrohungsszenarien systematisch adressiert. Dass TAK funktioniert, hat btv technologies bereits in der Halbleiterkrise 2021 unter Beweis gestellt: Während viele Hersteller unter Produktionsausfällen litten, konnten TAK-Kunden auf gesicherte Bestände zurückgreifen und so Engpässe abwenden.
Dispositionsalgorithmen erkennen Engpässe frühzeitig, dynamische Sicherheitsbestände puffern Ausfälle ab, und automatisierte Compliance-Berichte erfüllen die Anforderungen von NIS2, CRA, CSDDD und Rohstoffexportkontrollen. Dazu gehören über 70 individuell kombinierbare Services: von Langzeitlagerung über Programmierung, Testing und Gurtung bis hin zu Assemblierung.
Während Unternehmen mit traditionellen Modellen in der Nexperia-Krise hektisch nach Ersatzlieferanten suchen und auf politische Lösungen hoffen, können TAK-Kunden auf gesicherte Bestände zurückgreifen und so Engpässe abwenden. Von der Reaktion zur Prävention – so lautet dieDevise für zukunftsfähige Lieferketten.
Weitere Informationen:
Website: www.btv-technologies.com
TAK-Landingpage: www.btv-technologies.com/de/leistungen/tak
TAK-Erklärvideo: https://youtu.be/AG9pScxSu5k
btv technologies ist Spezialist für servicebasierte Komponentenlogistik (Supply Chain as a Service) mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen bietet Elektronikherstellern und Zulieferern eine vollständig servicebasierte Lösung für resiliente Lieferketten – ohne versteckte Margen, mit vollständiger Transparenz und Echtzeit-Daten.
Categories: Allgemein
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