Kommentar zum Urteil im Nimani-Prozess: Was der Fallüber gefährliche Parallelwelten offenbart

Die Schüsse vom 26. Februar waren keine spontane Eskalation. Sie waren der vorläufige Höhepunkt eines schwelenden Konflikts zwischen zwei Familien, der sich über Jahre aufgebaut hat: Der Mord an Besar Nimani im März 2024 durch 16 Schüsse in der Altstadt gilt als Auslöser – aber nicht als Anfang.
Und wie es Ermittler und Prozessbeteiligte andeuten, ging es möglicherweise um Drogengeschäfte, die sich rund um den Kiosk entwickelten, den Besar Nimani betrieb. Als der Boxer den Einstieg in diese Geschäfte verweigerte, begann der Bruch. Nimani soll ein Familienmitglied der Gegenseite verprügelt haben. Danach soll sich der Boxer selbst bedroht gefühlt haben. Am Ende wurde er erschossen.
Was in diesem Prozess verstörend sichtbar wurde, ist die Triebkraft von Familienfehden, die in abgeschottete Kreisen eine ganz eigene und gefährliche Dynamik entwickeln. Bielefeld ist kein Brennpunkt, keine Stadt, die man reflexhaft mit organisierter Kriminalität verbindet. Und doch ist ein Mord auf offener Straßemit einem neuen Angriff auf offener Straße beantwortet worden. Unschuldige Menschen, die sich zufällig in der Nähe des Landgerichtes aufgehalten haben, sind so in Gefahr geraten.
Der Mord an Besar Nimani, die Schüsse vor dem Landgericht, die Drohungen und Einschüchterungen im Hintergrund: All das passt in ein Muster, das Ermittler bundesweit beobachten. Die Grenze zwischen privatem Streit, kriminellem Geschäft und öffentlicher Sicherheit verschwimmt. Und genau deshalb ist dieser Prozess so schwierig. Es wurden Strafen verhängt, aber er beantwortet nicht die größere Frage. Was tun wir, wenn sich gerade in Städten Milieus entwickeln, die sich bewusst dem Rechtsstaat entziehen?
Das Urteil beendet den juristischen Teil – aber es sollte der Anfang einer ehrlichen Debatte darüber sein, wie Städte mit solchen Konflikten umgeht.\“
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