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Glasfaser im Stau: Warum Deutschland ohne Open Access nicht vorankommt

 

Eine neue Marktstudie von BearingPoint zeigt, was andere Länder besser machen und warum offene Netze über den Erfolg der digitalen Infrastruktur entscheiden.

Der technische Glasfaserausbau in Deutschland schreitet voran, ebenso die Zahl individueller Vereinbarungen zwischen Telekommunikationsanbietern, um ihren Kunden Glasfaser zugänglich zu machen. Dennoch bleibt Deutschland weit entfernt von einem\“echten\“Open-Access-Markt. Es droht eine Entwicklung hin zu Marktstrukturen, die den Interessen des Endkunden nicht ausreichend gerecht werden:\“Kunden wollen die Auswahl zwischen möglichst vielen Anbietern, um das Angebot zu wählen, das am besten zu ihnen passt. Stattdessen verirrt sich der Markt in überwiegend regionalmonopolistischen Strukturen, die für den Kunden unübersichtlich sind und die Netze der ausbauenden Unternehmen halb leer lassen. Daher braucht es konsequenten Fokus auf Open Access\“, sagt Julius Hafer, Partner bei BearingPoint.

Open Access bezeichnet in diesem Zusammenhang den diskriminierungsfreien Zugang zu bestehenden Glasfasernetzen – unabhängig davon, welcher Anbieter die Infrastruktur gebaut hat. So können verschiedene Telekommunikationsunternehmen dieselben Netze nutzen und Endkunden erhalten mehr Auswahl und bessere Konditionen.

Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande setzen längst auf offene Netze und erzielen deutlich höhere Nutzungsraten.

Deutschland im internationalen Vergleich abgeschlagen

Ende 2024 lag Deutschland mit einer Glasfaserverfügbarkeit von rund 43 Prozent und einer Take-Up-Rate von lediglich 26 Prozent im unteren Mittelfeld Europas. Zum Vergleich: Schweden erreichte eine Verfügbarkeit von 87 Prozent und eine Take-Up-Rate von 82 Prozent, die Niederlande lagen bei 93 Prozent Verfügbarkeit und 38 Prozent Nutzung. Selbst die Schweiz, mit vergleichbarer Infrastruktur, erzielte mit 50 Prozent eine fast doppelt so hohe Nutzungsquote wie Deutschland. Zwar hat sich die Glasfaserverfügbarkeit in Deutschland bis Juni 2025 auf 53 Prozent erhöht, allerdings ist die Take-Up-Rate im gleichen Zeitraum lediglich minimal auf 27 Prozent gestiegen.

Die Ursachen sind strukturell: Während andere Länder auf zentrale Open-Access-Plattformen, klare regulatorische Leitplanken und kommunale Netzmodelle setzen, dominiert in Deutschland ein fragmentierter, technisch geprägter Markt mit exklusiven Einzelvereinbarungen und fehlenden Standards.

\“Der Glasfaserausbau schreitet voran, aber die Nutzung bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Die Marktlogik folgt noch oft dem Prinzip der Gebietssicherung statt der Öffnung. Ein verbindlicher Rahmen für Open Access kann helfen, bestehende Infrastrukturen besser zu nutzen und den Wettbewerb nachhaltig zu stärken\“, so Julius Hafer.

Best Practices aus Europa: Was Deutschland lernen kann

Die Studie identifiziert mehrere internationale Erfolgsmodelle, die als Blaupause für Deutschland dienen können:

Schweden: Kommunale Stadtnetzgesellschaften betreiben offene Netze, die allen Diensteanbietern diskriminierungsfrei zur Verfügung stehen. Das Modell basiert auf klarer Trennung von Infrastruktur und Dienstleistung – mit wirtschaftlichem Erfolg.

Dänemark: Die Einführung standardisierter Open-Access-Plattformen wie OpenNet A/S hat die Skalierung erleichtert und die Take-Up-Raten signifikant erhöht. Einheitliche Schnittstellen und zentrale Serviceportale gelten als Erfolgsfaktoren.

Niederlande: Flexible Open-Access-Modelle und eine starke politische Förderung haben zu einem wettbewerbsfreundlichen Markt mit hoher Anbieterwahl geführt.

Fragmentierung bremst Skalierung

Trotz wachsender Zahl an Kooperationen zwischen Netzbetreibern und Diensteanbietern bleibt der deutsche Markt stark fragmentiert. Exklusive Individualvereinbarungen dominieren, während echte Open-Access-Modelle bislang die Ausnahme sind. Die Studie zeigt, dass nur 17 Prozent der angeschlossenen Haushalte über Open Access realisiert wurden.

Handlungsempfehlungen für Deutschland

Die Studie formuliert konkrete Empfehlungen, wie Deutschland von internationalen Best Practices profitieren kann:

– Einführung verbindlicher technischer Standards für Open Access
– Förderung zentraler Plattformen zur Netzintegration
– Klare regulatorische Leitplanken für diskriminierungsfreien Zugang
– Stärkung kommunaler Netzbetreiber durch gezielte Investitionsanreize
– Trennung von Infrastruktur und Dienstleistung zur Vermeidung von Interessenkonflikten

Drei Szenarien für Deutschland bis 2030

Die Studie skizziert drei mögliche Entwicklungspfade für den deutschen Markt:

– Szenario A – Duopol: Ein dominanter Anbieter und eine Open-Access-Community teilen den Markt.
– Szenario B – Oligopol: Exklusive Modelle konkurrieren mit offenen Strukturen.
– Szenario C – Community: Ein interoperabler Markt mit hoher Anbieter- und Tarifvielfalt entsteht.

Julius Hafer resümiert:\“Derzeit stehen Netzbetreiber vor einem Connectivity-Dilemma: In einem gesättigten Markt sinken die Preise für Internetanschlüsse kontinuierlich, was langfristig trotz steigender Nachfrage kaum Raum für Wachstum lässt. Open Access ermöglicht es Netzbetreibern, diesem Dilemma zu entkommen: Durch Wettbewerb statt Monopol entstehen vollere Netze, effizientere Auslastung und echte Kundenzentrierung. Jetzt ist der Moment, gemeinsam tragfähige Strukturen zu schaffen.\“

Die vollständige Studie\“Open Access Marktstudie 2025\“steht auf der BearingPoint-Website zum Download bereit: https://ots.de/ZNhaLh

Über BearingPoint

BearingPoint ist eine unabhängige Management- und Technologieberatung mit europäischen Wurzeln und globaler Reichweite. Das Unternehmen agiert in drei Geschäftsbereichen: Consulting, Products und Capital. Consulting umfasst das klassische Beratungsgeschäft mit dem Dienstleistungsportfolio People&Strategy, Customer&Growth, Finance&Risk, Operations sowie Technology. Im Bereich Products bietet BearingPoint Kunden IP-basierte Managed Services für geschäftskritische Prozesse. Capital deckt die Aktivitäten im Bereich M&A, Ventures, und Investments von BearingPoint ab.

Zu BearingPoints Kunden gehören viele der weltweit führenden Unternehmen und Organisationen. Das globale Netzwerk von BearingPoint mit mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt Kunden in über 70 Ländern und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für einen messbaren und langfristigen Geschäftserfolg.

BearingPoint ist eine zertifizierte B Corporation, die hohe soziale undökologische Standards erfüllt.

Weitere Informationen:

Homepage: https://www.bearingpoint.com

LinkedIn: www.linkedin.com/company/bearingpoint

Instagram: https://www.instagram.com/bearingpoint_dach

Pressekontakt:

Alexander Bock
Global Senior Manager Communications
Tel: +49 89 540338029
E-Mail: alexander.bock@bearingpoint.com

Original-Content von: BearingPoint GmbH,übermittelt durch news aktuell

Posted by on 18. November 2025.

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Categories: Allgemein

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