Der erste Arbeitstag ist kein normaler Arbeitstag

Denn der erste Arbeitstag ist kein normaler Arbeitstag. Er ist einÜbergang. Mitarbeitende, Teams und Führungskräfte müssen sich neu aufeinander einstellen: emotional, sozial und sachlich. Gute Kommunikation hilft dabei, diesen Übergang bewusst zu gestalten. Wer sie ignoriert, riskiert unnötige Reibung – wer sie klug nutzt, legt den Grundstein für ein konstruktives Jahr.
Kommunikativ geht es am Anfang weniger um Aufgaben als um Orientierung. Kommunikation schafft hier vor allem Sicherheit. Fragen wie\“Wie ist die Stimmung?\“,\“Wie viel Nähe ist jetzt passend?\“oder\“Wie schnell starten wir wieder?\“laufen meist unbewusst mit. Small Talk erfüllt dabei eine wichtige Funktion innerhalb der Kommunikation. Er ist kein Zeitverlust, sondern ein soziales Schmiermittel. Ein einfaches\“Bist du gut ins neue Jahr gestartet?\“erlaubt Nähe, ohne sie zu erzwingen – und gibt dem Gegenüber die Freiheit, kurz oder ausführlicher zu antworten.
Stefan Häseli, Keynote-Speaker und Kommunikationsexpertestellt fest: Weniger ist mehr. Ausführliche Ferienberichte oder demonstrative Hochmotivation können bei anderen Widerstand auslösen. Ausführliche Ferienberichte oder alle Details des Weihnachtsmenues inkl. den mehr oder wenigen konstruktiven Feedbacks der dortigen Gäste interessieren nicht wirklich alle bis ins Detail.
Die kommunikative Faustregel lautet: ein Satz mehr als reine Höflichkeit – aber nicht die ganze Geschichte. So bleibt die Kommunikation offen und anschlussfähig.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Tempo. Viele Menschen brauchen am ersten Tag Struktur, aber keineÜberforderung. Wer langsamer spricht, weniger Themen auf einmal anspricht und Erwartungen transparent macht, betreibt bewusste Kommunikation. Ein Satz wie\“Heute geht es erst ums Ankommen, morgen steigen wir richtig ein\“kann Spannungen deutlich reduzieren.
Besonders Führungskräfte sind hier gefordert. Ironischer Leistungsdruck (\“Jetzt aber Vollgas!\“) oder der sofortige Fokus auf Probleme wirkt am ersten Tag oft kontraproduktiv. Humor darf sein – aber nur, wenn er verbindend ist und nicht zynisch. Gut eingesetzter Humor signalisiert Menschlichkeit und Augenhöhe. Gemeinsames Schmunzeln über den schwierigen Wiedereinstieg verbindet, falscher Humor oder Spott trennt.
Entscheidend ist schliesslich das Zuhören. Viele wollen erzählen, wenige hören wirklich zu. Wer zuerst fragt, eine Rückfrage stellt und dann selbst berichtet, zeigt durch seine Kommunikation echtes Interesse undWertschätzung. Gerade in kurzen Begegnungen entsteht so Beziehung – manchmal unterstützt durch leisen, passenden Humor, der Nähe schafft, ohne zu dominieren.
Der erste Arbeitstag ist damit eine kommunikative Weichenstellung. Nicht durch grosse Worte oder Strategiepapiere, sondern durch Tonfall, Tempo, Humor und Aufmerksamkeit. Wer am 5. Januar bewusst kommuniziert, investiert in Vertrauen – und das zahlt sich oft länger aus als jeder Neujahrsvorsatz.
Und dann noch die immer wieder diskutierte Bonusfrage: Wie lange darf man sich\“ein gutes neues Jahr\“wünschen? Im Sinne einer ungeschriebenen Ratgebercheckliste: Es gibt zwar keine offizielle Regel, sondern soziale Konventionen. Entscheidend sind Zeitpunkt, Häufigkeit und Beziehung.
Praktische Faustregeln zum Mitnehmen:
-Bis 7. Januar: Absolut unproblematisch. Niemand rollt mit den Augen.
-8.-15. Januar: Völlig ok, wenn man sich erstmals sieht oder schreibt. Typische Einleitung:\“Ich weiss, etwas spät, aber trotzdem noch ein gutes neues Jahr.\“
-Ab Mitte Januar: Nur noch situationsbedingt sinnvoll – etwa bei einem erstem Kontakt im Jahr, formellen Beziehungen oder schriftlicher Kommunikation
-Ab Februar: Kommunikativ eher archäologisch.
Categories: Allgemein
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