30 % weniger Haustechnik–und trotzdem effizienter: Der Ansatz für wirtschaftlicheres Bauen
Die Baukosten steigen, Materialien werden teurer, Fachkräfte sind knapp – und dennoch werden viele Gebäude weiterhin übermäßig komplex geplant. Zu viel Technik, zu viele Systeme, zu viele Wartungspunkte. Ein moderner Planungsansatz zeigt aber: Weniger kann tatsächlich mehr sein. Wer Haustechnik bewusster reduziert, spart nicht nurInvestitionskosten, sondern steigert häufig sogar Effizienz und Betriebssicherheit.
Viele Gebäude sind technisch völlig überladen und das macht sie teuer, störanfällig und schwer zu betreiben. Mit smart geplanter Haustechnik lassen sich Energieverbrauch, Kosten und Ausfallrisiken drastisch senken. Dieser Beitrag zeigt, wie dieser Planungsansatz funktioniert, wo heute unnötige Technik verbaut wird und wie Bauherren trotz Sparkurs ein hochwertiges, zukunftsfähiges Gebäude erhalten.
Höchste Anforderungen als deutscher Standard
Zunächst lohnt ein Blick auf die Ausgangslage. In Deutschland sind die technischen und energetischen Anforderungen bereits heute außergewöhnlich hoch. Das Gebäudeenergiegesetz, Förderkriterien wie jene der KfW oder des QNG sowie umfangreiche Normenvorgaben bilden ein dichtes Geflecht anVorgaben. Vergleicht man diese mit Standards in anderen europäischen Ländern, wird sofort deutlich, dass die deutschen Anforderungen im internationalen Maßstab herausragen.
Gleichzeitig verändern sich die Normen stetig. Ein prägnantes Beispiel ist die DIN 18015, die allein in den Jahren 2008, 2010, 2016, 2020 und 2021 überarbeitet wurde – stets mit steigenden Anforderungen. Ähnlich verhält es sich mit den allgemein anerkannten Regeln der Technik, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. Dadurch wächst das Mindestniveau, das ein Gebäude heute erfüllen muss, beständig an.
Sicherheitsaufschläge an allen Stellen
Parallel zu den steigenden Anforderungen entstehen systematischeÜberdimensionierungen. Planungen basieren zunehmend auf Software, die aus nachvollziehbaren Gründen keinerlei Risikospielraum zulässt und daher konsequent aufrundet. Hersteller simulieren ihre Anlagen ebenfalls konservativ und berücksichtigen zusätzliche Sicherheitsreserven.
Hinzu kommt, dass ausführende Ingenieure im Rahmen des Werkvertrags eine erhebliche Haftung tragen. Um dieses Risiko zu minimieren, wählen sie ebenfalls tendenziell größere Leistungsreserven. Durch diese kumulativen Sicherheitszuschläge entstehen technische Konzepte, die deutlich über dem liegen, was ein Gebäude in der Praxis tatsächlich benötigt.
Hoch gedämmte Gebäude benötigen weniger Technik
Ein weiterer Aspekt wird häufig übersehen: Die Mehrzahl der Neubauten in Deutschland verfügt über eine außerordentlich gute Gebäudehülle. Dämmstandards, Luftdichtheit und Wärmebrückenoptimierung erreichen Werte, die viele Simulationen tendenziell unterschätzen – wiederum aufgrund vorsichtiger Grundannahmen. In der Realität zeigt sich jedoch oft, dass Gebäude energetisch besser performen als prognostiziert.
Wenn jedoch bereits die Gebäudehülle ein sehr hohes Leistungsniveau bietet, verringert sich automatisch der Bedarf an haustechnischen Anlagen. Trotzdem werden zahlreiche Projekte weiterhin so geplant, als müssten sie erhebliche Defizite der Hülle kompensieren. Das führt zu technischen Systemen, die selten ausgelastet sind und dennoch regelmäßig gewartet werden müssen.
Warum zu viel Technik nicht mehr Effizienz bedeutet
Mit jeder zusätzlichen Komponente steigt nicht nur der Investitionsaufwand, sondern auch die Komplexität des gesamten Gebäudes. Betriebsführung, Wartung und Fehlersuche werden anspruchsvoller. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Systeme im Alltag nicht optimal betrieben werden – etwa weilNutzer die Vielzahl an Funktionen nicht vollständig durchdringen oder weil Regelstrategien zu kompliziert ausgelegt sind. Die Folge sind unnötige Energieverbräuche, Störungen und ein Betrieb, der weit hinter seinem theoretischen Potenzial bleibt.
Handlungsspielräume bewusst nutzen
Private Bauherren und Investoren verfügen jedoch über Freiräume, die ihnen oft nicht bewusst sind. Während Bauträger aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen bestimmte Standards zwingend einhalten müssen, können private Auftraggeber priorisieren und zwischen Pflicht und freiwilligen Zusatzleistungen unterscheiden. Wer diese Spielräume nutzt, erhält ein Gebäude, das weiterhin höchste Qualitätsmaßstäbe erfüllt und dennoch wirtschaftlich bleibt.
Ein reduzierter Technikansatz bedeutet nicht Verzicht, sondern Konzentration. Es geht darum, Anlagen nach tatsächlichem Bedarf auszulegen, überflüssige Systeme wegzulassen und die vorhandenen Komponenten so zu kombinieren, dass sie im Zusammenspiel zuverlässig funktionieren. Dadurch sinken Kosten, Aufwand und Fehlerrisiken – und dennoch entsteht ein leistungsfähiges, zukunftsfähiges Gebäude, das im internationalen Vergleich weiterhin zu den Spitzenlösungen zählt.
Fazit
Die aktuelle Baupraxis zeigt, dass technischer Aufwand und reale Anforderungen häufig auseinanderdriften. Wenn Sicherheitsaufschläge auf hohe Normniveaus treffen, entsteht ein System, das mehr Technik verbaut, als nötig wäre. Ein bewusst reduzierter Ansatz hingegen fokussiert auf das Wesentliche. Er nutzt die Stärken moderner Gebäudehüllen, setzt auf präzise dimensionierte Haustechnik und erzielt so Effizienz, die nicht auf Komplexität, sondern auf Klarheit basiert. Weniger Technik kann gerade deshalb zu besseren Gebäuden führen – wirtschaftlich, robust und langfristig stabil.
Über Dr. Peter Burnickl:
Dr. Peter Burnickl hat sich zur Aufgabe gemacht, mit einem neuen Ansatz für nachhaltige, optimierte und wirtschaftliche Gebäude zu sorgen. Er ist der Geschäftsführer der Pro Bauherr GmbH und eingetragener Sachverständiger für Baukosten und technische Gebäudeausstattung. Als Ingenieur, Projektentwickler und Ex-Bauträger kennt er die Branche außerdem genau. Mit seinem Team unterstützt er Bauherren dabei, so zu bauen, dass alle Kosteneinsparpotentiale voll ausgeschöpft sind. Weitere Informationen unter: https://www.pro-bauherr.com/.
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