Pressemitteilung zur Revision der ISO 9001:2025

Klimawandel und Qualitätspolitik
Organisationen müssen nun bestimmen, ob der Klimawandel ein für sie relevantes Thema ist. Während dieses Thema in der bisherigen ISO 9001 noch nicht ausdrücklich adressiert wurde, ist es in den Vorgaben der IAF bereits seit mehreren Jahren verankert – und gewinnt mit der Revision nun offiziell an Bedeutung.
Eine echte Neuerung ist die Einführung des Begriffs\“Qualitätskultur\“. Die oberste Leitung wird künftig ausdrücklich aufgefordert, eine Unternehmenskultur zu fördern, die ethisches Verhalten aktiv fördert. Dabei geht es weniger um zusätzliche Regeln oder Prozesse, sondern um das Vorleben und Einfordern gelebter Werte zu verantwortungsvollem Handeln in der eigenen Organisation. Ingewohnter Weise gibt die Norm hier keine konkreten Methoden vor – Organisationen gestalten selbst, was zu ihrer Unternehmenskultur passt. Das Bewusstsein von Führungskräften und Mitarbeitenden für ethisches Verhalten sowie für eine gelebte Qualitätskultur wird künftig gezielt gestärkt. Dieser Themenbereich wird als fester Bestandteil in die Einarbeitungspläne, wiederkehrenden Schulungen und Audits integriert werden.
Klarere Trennung von Risiken und Chancen
Es wird eine klarere Trennung der Ermittlung von Risiken und Chancen geben, möglicherweise da viele Organisationen die Ermittlung von und den Umgang mit Risiken bislang stärker in den Vordergrund stellten als den Umgang mit Chancen. Der Themenkomplex wird nun in zwei Unterkapitel aufgeteilt. Zur systematischen Identifikation und Nutzung von Chancen und sowie Mitigationvon Risiken wird von Organisationen als Nachweis nun eine getrennte Betrachtung inklusive Maßnahmen und Wirksamkeitsbewertung nach Umsetzung erwartet. Der in der Norm beschriebene Punkt\“Umsetzen von Initiativen\“gilt als Antwortstrategie bei Chancen.
Kommunikation
Im Rahmen der Revision wurden sämtliche Aspekte der Kundenkommunikation modernisiert. Dazu zählen nun ausdrücklich auch digitale und indirekte Kontaktformen wie beispielsweise Inhalte auf der Unternehmenswebsite, FAQs sowie die Kommunikation über soziale Netzwerke.
Relevante interessierte Parteien sind künftig über Produktänderungen zu informieren – und dies nicht mehr nur ausdrücklich im Falle der Änderung kundenseitig zugesagter Spezifikationen. Ob diese Forderung letztendlich Einzug in die offizielle Revision halten wird, hält der Verfasser jedoch noch für fraglich.
Der längst überfällige Hinweis auf agile Vorgehensweisen bei der Produktentwicklung, wie sie beispielsweise seit Jahrzehnten in der Softwareentwicklung üblich sind, wurde aufgenommen. Iterative Entwicklungsschleifen sind damit nun explizit in der Norm dokumentiert.
Intensivierung der Forderung nach fortlaufender Verbesserung
Auch die neue Norm verlangt, dass das Qualitätsmanagementsystem kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert wird. Dabei handelt es sich nun aber auffällig explizit um eine verbindliche Anforderung, zu der konkretere Nachweise als bislang erforderlich sein könnten.
Widerspruch zu ISO 9000
Die neue Norm erläutert u.a., dass im Falle des Auftretens von Nichtkonformitäten (einschließlich Beschwerden) nicht zwingend\“Korrekturmaßnahmen\“nach heutiger Definition der ISO 9000 ergriffen werden müssen. Es liegt in der Verantwortung der Organisation, zu bestimmen, in welchem Umfang ein Problem toleriert werden kann und ob Maßnahmen zur Beseitigung der jeweiligen Ursachen erforderlich sind. Diese Entscheidung richtet sich nach Bedürfnissen, Anforderungen und Erwartungen sowie nach verbindlichen Vorgaben. Für das Management von Nichtkonformitäten schreibt die Norm weiterhin keine spezifischen Methoden oder Techniken vor. Ursachenanalyse ist nicht grundsätzlich verpflichtend. Dies stellt einen deutlichen Unterschied zur ISO 9000 dar, nach der Korrekturmaßnahmen der Ursachenbeseitigung und dem Verhindern des Wiederholens aufgetretener Nichtkonformitäten dienen. Ob diese Erläuterungen so im endgültigen Normtext übernommen werden, bleibt abzuwarten.
Categories: Allgemein
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