EU-Forschungsprojekt zu Kosten von Desinformationen und Extremismus stellt Ergebnisse vor

Das ist der Kern des seit Oktober 2022 laufenden EU-Forschungsprojekts FERMI („Fake nEws Risk MItigator“). Das Brandenburgische Institut für Gesellschaft und Sicherheit (BIGS), Forschungspartner der Studie, wird am 16. September gemeinsam mit 17 Partnern aus 11 EU-Ländern die Ergebnisse auf einer internationalen Fachkonferenz an der Humboldt-Universität zuBerlin präsentieren.
FERMI, gefördert durch das EU-Programm Horizon Europe, erforscht den Zusammenhang zwischen Desinformation, Kriminalität und politischem Extremismus und zielt darauf ab, Behörden sowie der Zivilgesellschaft praxistaugliche Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam gegen diese Bedrohungen vorzugehen.
Dazu gehören vor allem technische Werkzeuge wie digitale Monitoring-Tools, die sichtbar machen, über welche Social-Media-Kanäle und von welchen Nutzern Desinformationen verbreitet werden. Mithilfe dieser Werkzeuge können Verantwortliche zudem besser beurteilen, welche Folgen Desinformationen für das Kriminalitätsgeschehen haben könnten. Wenn eine Kampagne potenziell besonders hohe gesellschaftliche oder wirtschaftliche Schäden verursacht, schlägt das System passende Gegenmaßnahmen vor, die Verantwortliche anschließend bewerten und umsetzen können.
Das BIGS, ein unabhängiges Sicherheitsforschungsinstitut aus Potsdam, hat maßgeblich zur Konzeption und Umsetzung des Projekts beigetragen. Tim Stuchtey, geschäftsführender Direktor, hebt den methodischen Ansatz hervor: „Mit FERMI haben wir uns auf die ökonomische Perspektive von Desinformation konzentriert und verdeutlicht, dass Desinformation und die daraus resultierende Radikalisierung nicht nur ein politisches, sondern auch ein wirtschaftlich messbares Problem darstellen, da sie sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Wer ihre Folgen quantifiziert, kann Gegenmaßnahmen evidenzbasiert und nachvollziehbar gestalten. Genau hier leisten wir als BIGS einen Beitrag – wir machen Sicherheit berechenbar.“
„Desinformationen sind längst kein Randphänomen mehr, sondern eine ernsthafte Bedrohung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie der demokratischen Institutionen“, ergänzt Sven-Eric Fikenscher, Projektmanager an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, die das Projekt mit durchgeführt hat. „Sie können politisch motivierte Kriminalität aus der digitalen in die analoge Welt transportieren. Mit FERMI haben wir eine Plattform geschaffen, die erstmals Daten über Desinformationen systematisch mit Kriminalitätsstatistiken verknüpft. Damit geben wir den Sicherheitsbehörden eine belastbare Grundlage, um kriminelle Dynamiken frühzeitig zu erkennen und wirksame Gegenstrategien gezielt zu entwickeln.“
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Sicherheitsbehörden und Zivilgesellschaft werden an der Konferenz teilnehmen. Im Zentrum der Diskussionen stehen die europaweite Bedrohung durch Desinformationen, der Status-Quo bei technologiegestützten Lösungen zur Kriminalitätsbekämpfung sowie Datenstrategien als wirksame Maßnahmen gegen Desinformationen. Darüber hinaus wird es auch um die Frage gehen, wie politisch motivierte Kriminalität jeglicher Couleur als Indikator für Radikalisierung herangezogen werden kann. Ein Ansatz, der für Deutschland erfolgversprechend sein könnte, sich wegen mangelnder vergleichbarer Datenaber nur schwer auf andere Länder übertragen lässt.
Mit Projekten wie FERMI unterstreicht das BIGS seine besondere Rolle als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis– und als Impulsgeber, wenn es darum geht, aktuelle Bedrohungen der inneren und äußeren Sicherheit nicht nur zu erforschen, sondern auch konkrete Handlungsoptionen für Gesellschaft und Staat zu entwickeln.
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